Erneut neue Rechtsprechung zum Urlaub – Verfall von Urlaubsansprüchen bei dauerhafter Arbeitsunfähigkeit

Urlaubsansprüche gehen nach einem Urteil des LAG Baden-Württemberg bei durchgehender Arbeitsunfähigkeit spätestens 15 Monate nach Ende des Urlaubsjahres unter und sind bei einer späteren Beendigung des Arbeitsverhältnisses nicht abzugelten.

Gemäß § 7 Abs. 3 Bundesurlaubsgesetz geht der Urlaubsanspruch am Ende des ersten Quartals des Folgejahres unter. Als Folge der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs vom 20.01.2009 (Rs.: C-350/06) hat das Bundesarbeitsgericht im Wege der unionsrechtskonformen Rechtsfortbildung am 24.03.2009 (Az.: 9 AZR 983/07) entschieden, dass gesetzliche Urlaubsabgeltungsansprüche nicht erlöschen, wenn Arbeitnehmer bis zum Ende des Urlaubsjahres und/oder des Übertragungszeitraums erkrankt und deswegen arbeitsunfähig sind. Nach der Entscheidung des EuGH vom 22.11.2011 (Rs.: C-214/10) ist eine Ansammlung von Urlaubsansprüchen über mehrere Jahre nicht geboten und eine nationale Regelung mit einer Begrenzung des Übertragungszeitraums von 15 Monaten unionsrechtlich nicht zu beanstanden. Eine Abweichung von der durch den nationalen Gesetzgeber geschaffenen Befristungsregelung in § 7 Abs. 3 BUrlG im Wege der unionsrechtlichen Rechtsfortbildung durch die nationale Rechtsprechung ist nur dann legitimiert, soweit dies das Unionsrecht gebietet. Den Verfall alter Urlaubsansprüche nach 15 Monaten hat der EuGH aber gebilligt. Urlaubsansprüche gehen somit bei durchgehender Arbeitsunfähigkeit spätestens 15 Monate nach Ende des Urlaubsjahres unter und sind bei einer späteren Beendigung des Arbeitsverhältnisses nicht abzugelten. Schließlich sei der Erholungszweck des Urlaubs nicht nach Jahren beliebig nachholbar sei.

Urteil des LAG Baden-Württemberg vom 21.12.2011
Az.: 10 Sa 19/11