„Integration Point im Kreis Borken“ seit vier Monaten erfolgreich tätig

Gemeinsames Ziel von Arbeitsagentur Coesfeld und Kreis Borken: Flüchtlinge mit Bleibeperspektive möglichst frühzeitig in Arbeit und Ausbildung bringen
Kreis Borken.

Arbeitsagentur, Kreisverwaltung, die Jobcenter in den kreisangehörigen Kommunen sowie IHK und Kreishandwerkerschaft sind sich einig: Das große Engagement im Rahmen des neu eingerichteten „Integration Point im Kreis Borken“ (IP) ist zwar mühsam, aber es lohnt. Mit dem Ziel, Flüchtlinge mit Bleibeperspektive möglichst frühzeitig in Arbeit und Ausbildung zu bringen, wurden seit dem Start des IP Anfang Januar kreisweit bereits mehr als 800 Gespräche – sogenannte „Erstprofilings“ – geführt. Anhand der dabei gewonnenen Erkenntnisse vor allem zur vorhandenen Vorbildung und zu beruflichen Qualifikationen können dann weitergehende, bedarfsgerechte Maßnahmen eingeleitet werden – 491 Flüchtlinge sind aktuell in entsprechender Betreuung. 16 haben inzwischen sogar bereits Arbeitsverhältnisse aufnehmen können.
Bei derzeit insgesamt rund 5.500 den Städten und Gemeinden im Kreis zugewiesenen Flüchtlingen und zwischenzeitlich rund 2.500 vorzuhaltenden Plätzen in Notunterkünften entstehe womöglich auf den ersten Blick der Eindruck, das Vorhaben sei nicht sehr erfolgreich, erklärte Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster jetzt bei der Vorstellung der ersten IP-Ergebnisse im Kreishaus. Das Gegenteil sei aber der Fall: Schließlich gehe es bei der Zielgruppe um die Flüchtlinge mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit – knapp 3.000 Menschen sind dies im Kreisgebiet, von denen sich natürlich nicht alle im erwerbsfähigen Alter befinden. Vor diesem Hintergrund falle die Bilanz der erfassten Personen positiv aus – die Alternative hätte schließlich geheißen, dass diese Menschen sonst weiter hätten warten müssen. „Wir bringen sie aber so auf die ‚Überholspur‘“, brachte es Dr. Hörster auf den Punkt.
„Die Behörden und die heimische Wirtschaft kümmern sich gemeinsam um dieses zentrale gesellschaftliche Thema“, freute sich Johann Meiners, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Coesfeld. Während die Kommunen als örtliche Anlaufstellen die Erstbefragung vornehmen, sorgen Vermittlungsfachkräfte und Berufsberater der Arbeitsagentur anschließend für die weitergehende Beratung, Qualifizierung und Vermittlung in Praktika, Ausbildung und Arbeit. „Das geht Hand in Hand“, so Meiners.
„Ja, die heimische Wirtschaft macht gerne mit“, bestätigten Christoph Bruns, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Borken, und Norbert Steinig, Standortleiter Westmünsterland der IHK Nord Westfalen. Die Erfahrungen der bislang insbesondere mit Praktika- und Hospitations-Angeboten beteiligten Betriebe seien durchweg positiv. Das Ganze stehe und falle aber mit den deutschen Sprachkenntnissen. Wichtig sei überdies die Gewissheit, dass einmal eingestellte Kräfte auch langfristig hierbleiben. „Unsere Unternehmen brauchen schließlich Planungssicherheit“, betonten Bruns und Steinig. Den entsprechenden Rahmen solle das neue Integrationsgesetz geben, forderten sie.
„Eine regelmäßige Arbeit ist der beste Weg zur Integration und bietet vor allem auch Tagesstruktur“, konstatierte schließlich Dr. Christoph Holtwisch aus Vreden in seiner Funktion als Sprecher der Bürgermeister im Kreis Borken. Die Kommunen hätten als drängendste Sofortmaßnahme zunächst die zugewiesenen Flüchtlinge unterbringen müssen. Nun gelte es im nächsten Schritt, die Personen mit Bleibeperspektive zu integrieren. „Dabei helfen viele haupt- und dankenswerterweise auch viele ehrenamtlich Tätige mit“, hob Dr. Holtwisch hervor. Die Kommunen sorgten zudem selbst für Beschäftigungsangebote, etwa in ihren Bauhöfen.
Grundsätzliche Aufgaben und Zuständigkeiten laut SGB:
Die Städte und Gemeinden im Kreis Borken sind mit kommunaler Zuweisung der Flüchtlinge für deren Unterbringung und Versorgung auf Grundlage des Asylbewerberleistungsgesetzes zuständig. Für Fragen der Integration in den Arbeitsmarkt ist in dieser Phase die Agentur für Arbeit gemäß Sozialgesetzbuch (SGB) III verantwortlich.
Mit Anerkennung eines politischen Asyls bzw. Anerkennung als Flüchtling erfolgt ein Rechtskreiswechsel in das SGB II, d. h. die Flüchtlinge haben Anspruch auf Leistungen nach dieser gesetzlichen Grundlage in gleicher Weise wie langzeitarbeitslose Personen deutscher Herkunft. Für die Umsetzung des SGB II einschließlich aller Aufgaben zur Integration in den Arbeitsmarkt ist das Jobcenter im Kreis Borken (also ohne Agentur für Arbeit) zuständig. Die operativen Aufgaben sind dabei weitgehend auf die Städte und Gemeinden als örtliche Jobcenter delegiert. Sie betreuen also die Flüchtlinge in beiden Rechtskreisen.
Zielsetzungen des“ Integration Point im Kreis Borken“:
Gemeinsames Ziel der Arbeitsagentur Coesfeld, der Kommunen im Kreisgebiet und der Kreisverwaltung Borken ist es, die im Westmünsterland lebenden Flüchtlinge mit hoher Bleibeperspektive und guten Voraussetzungen schnellstmöglich in Arbeit zu bringen. Dazu haben sie im Dezember 2015 unter dem Namen „Integration Point im Kreis Borken“ (IP) ein besonders Kooperationsvorhaben gestartet.
Für Flüchtlinge mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit sollen sofort Wege zur beruflichen Integration ermittelt werden. Vielfach bringen sie zwar eine große Arbeitsmotivation mit, häufig aber nicht die formalen Qualifikationen für den deutschen Arbeitsmarkt. Möglichst direkt nach der Zuweisung in die Kommunen werden daher im Gespräch mit den Flüchtlingen Kurzprofile erstellt, bei denen es um Fragen wie schulische Bildung, Sprachkenntnisse, berufliche Qualifikationen und Abschlüsse, sonstige Kenntnisse und Fähigkeiten, gesundheitliche Einschränkungen usw. geht. Diejenigen Personen, die dann für eine Integration in Arbeit und Ausbildung in Frage kommen, werden anschließend gezielt beraten und in Qualifizierungsmaßnahmen, Praktika, Ausbildung oder Arbeitsplätze vermittelt. Im großflächigen Westmünsterland stellt diese Aufgabe aber andere organisatorische Anforderungen als in den Ballungszentren. Daher ist im Kreis Borken der „Integration Point“ bewusst als dezentral angelegtes Kooperationsprojekt von Arbeitsagentur Coesfeld, Kreis Borken und den Jobcentern in den Kommunen konzipiert. Bei Bedarf werden auch die anderen Fachstellen wie Ausländer-, Jugend oder Sozialamt hinzugezogen.
Integr1

 

Bildzeile:
v.l.n.r.: Christoph Bruns (Kreishandwerkerschaft), Johann Meiners (Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Coesfeld), Anja Kokenbrink (Projektleiterin des „Integration Points“ in der Agentur für Arbeit Coesfeld), Susanne Lökes (stellvertretende Leiterin Jobcenter des Kreises Borken und Abteilungsleiterin für den Bereich Jobcenter/Eingliederung der Kreisverwaltung), Kreisdirektor Ansgar Hörster, Bürgermeister Dr. Christoph Holtwisch, Norbert Steinig, (IHK Nord Westfalen) und Karin Ostendorff (Leiterin des Fachbereichs Soziales/Jobcenter des Kreises Borken)
Pressekontakt: Kreis Borken, Karlheinz Gördes, Tel.: 0 28 61 / 82 – 21 13
Quelle Text und Foto: Kreis Borken